Hintergrundinformationen zu
"Es ist ein Ros' entsprungen"

Möglicherweise ist es das international bekannteste deutsche Weihnachtslied: "Es ist ein Ros' entsprungen" existiert in zahlreichen Übersetzungen und ist auf vielen Schallplatten mit internationaler Weihnachtsmusik oft in deutscher Sprache aufgenommen - und meistens im Satz von Michael Prätorius.

Das Lied hat auch zum rheinisch-westfälischen Liedkreis eine enge Beziehung: Es wurde erstmals im Speyrischen Gesangbuch von Arnold Quentel 1599 in Köln gedruckt, einem Bestseller des Frühbarock, der allein bis 1631 elf neue Auflagen erlebte. Dieses Gesangbuch ("Alte Catholische Geistliche Kirchengeseng auff die fürnemsten Feste"), das besonders durch die Jesuiten verbreitet wurde, ist heute so gut wie vergriffen.

Der Text findet sich zuerst in einer handschriftlichen Fassung aus Trier, die der Karthäuser Conradus in den 80er Jahren des 16. Jahrhunderts zusammengestellt hat. Er erzählt die Geburtsgeschichte Christi nach dem Lukas- und Matthäus-Evangelium in nicht weniger als 23 Strophen. In der Trierer Handschrift wird dieses Lied als "das altcatholisch Trierisch Christliedlein" bezeichnet, es ist also vermutlich sehr viel älter, wohl noch vor 1500 gedichtet worden.

Die von Quentel 1599 veröffentlichte Melodie hat auch der Wolfenbütteler Kapellmeister Michael Prätorius als Grundlage seines weltberühmten vierstimmigen Satzes verwendet, den er 1609 in seinem Sammelwerk "Musae Sioniae" veröffentlichte. Prätorius hat sich allerdings in seiner Ausgabe auf zwei Strophen beschränkt.

Wer ist die Rose/ wer ist das Blümlein?

Prätorius war es auch, der den Text unauffällig veränderte:

Die erste Strophe gibt ein Rätsel auf: Eine Rose ist entsprungen. Die Rose wiederum hat ein Blümlein gebracht. Wer ist Rose, wer ist Blümlein?

Die zweite Strophe scheint das Rätsel zu lösen: "Das Röslein, das ich meine", heißt es bei Arnold Quentel und im Gotteslob (132), ist Maria. Sie hat ein Kind geboren "und blieb doch reine Magd". Demnach handelt es sich zunächst um ein Marienlied. Der Protestant Prätorius hat die Aussage des Liedes verändert, als er die zweite Strophe neu beginnen ließ: "Das Blümlein, das ich meine", heißt es im Evangelischen Gesangbuch (89), ist das von Maria geborene Kind, "welches uns selig macht". Demnach ist das Lied schon nach der zweiten Strophe als Weihnachtslied zu erkennen.

1844 hat Friedrich Layritz das Lied neu herausgegeben. Seine dritte Strophe - des Rätsels endgültige Lösung - hat sich vermittelnd durchgesetzt und wird von Katholiken und Protestanten gleichermaßen gesungen: "Wahr' Mensch und wahrer Gott, hilft uns aus allem Leide, rettet von Sünd' und Tod.

(Quelle: http://www.kirchensite.de/index.php?myELEMENT=81013; Bearbeitung: Sabine Weber)